Das
Universum von Dr. Udo Siepmann, Walter-Hohmann-Sternwarte Essen |
Mit Universum bezeichnen wir die gesamte Welt, den Kosmos, das Weltall, mit allen Objekten, die es enthält. |
Definition der Kosmologie |
Die Entstehung und Entwicklung des Universums ist Untersuchungsgegenstand der Kosmologie, einer Teildisziplin der Astronomie. Aus dem Griechischen stammend, bedeutet Kosmologie wörtlich die Lehre von der Welt. Die Kosmologie formuliert dazu wissenschaftliche Aussagen, die sich auf physikalische Gesetzmäßigkeiten stützt . Sie versucht durch Messungen ihre Aussagensysteme kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern. Im Kern sieht die Kosmologie ihre Aufgabe darin, Weltmodelle zu entwickeln, die die Geschichte des Universums möglichst gut abbilden und nicht im Widerspruch zu den Messergebnissen stehen. Dabei werden die Messergebnisse auch zur Verfeinerung der Modellbildung herangezogen. Theoriebildung und empirische Erfahrungen ergänzen so einander. |
Aktueller Kenntnisstand der Kosmologie |
Den aktuellen Kenntnisstand der Kosmologie können wir wie folgt umschreiben: |
- |
Das Universum
hat einen Beginn: den Urknall. Das Universum hat eine Struktur, die aus anfänglichen Dichteunterschieden entstanden ist, die sich heute in Galaxien und Galaxienhaufen manifestiert. Das Universum besteht aus gut abschätzbaren Anteilen an baryonischer und Dunkler Materie sowie Dunkler Energie. Das Universum expandiert mit einem zunehmenden Tempo und das seit rund sechs Milliarden Jahren. Derzeit expandiert es mit einem Tempo von rund 72 km/sec je Megaparsec , das sind 3,26 Mio. Lichtjahre. Dieses Expansionstempo nennen wir Hubble-Konstante. |
Alle diese Erkenntnisse liefert uns das Bild der kosmischen Hintergrundstrahlung, ergänzt um zusätzliche Messungen und Simulationsrechnungen. Mit diesen Erkenntnissen lässt sich auch das Alter des Universums recht zuverlässig mit 13,7 Milliarden Jahren abschätzen. |
Wissenschaftsgeschichtliches:
Vom geozentrischen Weltbild zur modernen Kosmologie |
Geozentrisches Weltbild und Kopernikanische Wende Für die Astronomen markiert die sogenannte Kopernikanische Wende den Beginn der neuzeitlichen Astronomie. Mit Kopernikus rückt zu Beginn des 16. Jahrhunderts bekanntlich die Erde aus dem Zentrum des Universums und macht dort der Sonne Platz. Aus dem geozentrischen Weltbild wird das heliozentrische. Dieses Bild mit der Sonne im Mittelpunkt des Universums ist aus heutiger Sicht selbstverständlich ebenso falsch wie das geozentrische in der Zeit vor Kopernikus
Rechts: Geozentrisches und heliozentrisches Weltbild im Vergleich (Wikipedia) |
![]() |
|
Das geozentrische Weltbild ist geprägt worden durch Ptolemäus, der im zweiten Jahrhundert n. Chr. in Alexandria in seinem Hauptwerk, dem Almagest, die Bewegung der Himmelskörper auf mathematische Grundlagen stellt. Obgleich das Kopernikanische System aus unserer heutigen Sicht eine deutlich bessere Annäherung an die Wirklichkeit ist als das Ptolemäische, findet es dennoch im 16. Jahrhundert nicht den gewünschten raschen Durchbruch. Denn letztlich ist es nicht in der Lage, deutlich bessere Vorausberechnungen
der Planetenbahnen zu liefern als das Ptolemäische Weltbild. Dies
gelingt erst mit den Arbeiten von Johannes Kepler. Er stellt 1609 in seinem
ersten und zweiten Gesetz fest, dass die Umlaufbahnen der Planeten um
die Sonne nicht kreisförmig, sondern elliptisch seien und in gleichen
Zeiteinheiten gleiche Flächen überstrichen werden. Dies bedeutet:
je weiter der Planet von der Sonne entfernt ist, umso langsamer ist seine
Bahngeschwindigkeit, und je näher umso schneller. |
Zweites Keplersches
Gesetz: In gleichen Zeitspannen gleich große Flächen (Grafik:Wikipedia) |
Einer von Keplers Zeitgenossen ist Galileo Galilei. Einer seiner wichtigen Beiträge zur modernen Naturwissenschaft liegt darin, dass er erstmals im Jahre 1609 mit dem Einsatz eines Teleskopes zur Himmelsbeobachtung die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung deutlich erweitert. Die Astronomie des 18. und 19. Jahrhunderts ist maßgeblich durch die Entwicklung immer leistungsstärkerer Teleskope geprägt. Es entstehen große Kataloge von Himmelsobjekten, zum Beispiel der Katalog von Charles Messier (1730-1817) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und auch der Katalog von Wilhelm Herschel (1738-1822), der sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in England insbesondere mit der Bestandsaufnahme sogenannter nebelartiger Objekte befasst. |
Vor dem neuen Weltbild: Rätselhafte Nebel |
Die Natur dieser Objekte bleibt allerdings bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ungeklärt. Strittig ist insbesondere bis zu diesem Zeitpunkt die Frage, ob alle diese nebelartigen Objekte Teil unserer eigenen Milchstraße oder ob sie selbst nicht eigene Galaxien seien. Entschieden wird diese Debatte schließlich im Jahre 1923 durch eine neue Methode der Entfernungsmessung, mit der sich Edwin Hubble, als Leiter des Mount-Wilson-Observatoriums, einen Namen macht. |
![]() |
||||
M51(links) und
M31: Galaxien als rätselhafte Nebelflecken im Katalog von
Charles Messier (NASA) |
Hubble beweist am Andromeda-Nebel, den Charles Messier in seinem Katalog
mit M31 bezeichnet hatte, dass dieser Nebel rund 900.000 Lichtjahre
(in Wirklichkeit sind es sogar etwa 2,5 Mio.) von uns entfernt sei und
somit zu weit, um noch zu unserer eigenen Galaxis zu gehören. Damit
ist die Türe aufgestoßen, um weitere Nebelfleckchen,
die man aus früheren Katalogen kannte, als Galaxien näher zu
untersuchen. Heute lautet das Ergebnis, dass wir in einem Universum mit
rund 100 Milliarden Galaxien mit jeweils rund 100 Milliarden Sonnenmassen
leben. Diese Zahlen gelten eher als Untergrenze für den beobachtbaren
Teil des Universums. |
Einsteins statisches Universum |
In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts macht die Physik
und macht auch die Kosmologie erhebliche Fortschritte. |
Die Weltmodelle von Friedmann und Lemaitre |
![]() |
Anders sieht es in kosmologischen Modellen aus, die, ebenfalls basierend auf der Allgemeinen Relativitätstheorie, von dem russischen Mathematiker Alexander Friedmann (1888-1925) in den Jahren 1922 und 1924 und unabhängig davon von dem belgischen Physiker und Priester George Lemaitre (1894-1966) im Jahr 1927 vorgelegt werden (Abb.5). Beide unterstellen einen Ausgangsimpuls, der das Universum expandieren lässt, und unterscheiden drei Fälle (Abb.4). Georges Lemaitre (links) und Alexander Friedmann: Urheber des heutigen Weltmodells (Wikipedia) |
![]() |
1. Fall: 2. Fall: |
Mehr noch: Lemaitre lässt den Film eines expandierenden Universums gedanklich rückwärts laufen. Wenn dieses gestern kleiner war als heute und vorgestern kleiner als gestern, dann muss es irgendwann winzig klein gewesen sein. Lemaitre beschreibt dies als Entstehung des Universums aus einem Uratom.
Und er nimmt hier erstmals die Spur des Urknalls auf, ohne ihn so zu nennen.
Das blieb später einem Kritiker dieser Ideen, Fred Hoyle, überlassen. |
![]() |
Der Raum expandiert: Das Hubble-Gesetz |
![]() |
Beide, Friedmann und Lemaitre, nehmen mit ihrer Gedankenarbeit noch etwas anderes vorweg, was einige Jahre später, nämlich 1929, wieder einmal Edwin Hubble durch Messungen nachweisen wird: nämlich die Expansion des Universums. Edwin Hubble entdeckt, dass sich offenbar die Galaxien voneinander entfernen.
Dabei gilt die erstaunliche Feststellung: Sie entfernen sich von uns umso
schneller, je weiter sie von uns entfernt sind (Abb.6). Und es gibt offenbar
eine Konstante, ausgedrückt als km/sec je Entfernungseinheit, die
das Tempo der beobachteten Galaxienflucht beschreibt. Hubble
zu Ehren nennen wir diese Konstante Hubble-Konstante. |
||||
Das Hubble-Gesetz: Die Fluchtgeschwindigkeit wächst mit den Galaxien (Grafik:NASA) |
|
![]() |
||||
Das expandierende Universum: Dehnung der Koordinaten des Raumes (NASA) Es ist also der Raum selbst, der sich dehnt und mit den veränderlichen
Raumkoordinaten fliehen die Objekte voneinander. |
Kosmologische Rotverschiebung |
Die Raumdehnung hat zur Konsequenz, dass sich auch die Wellenlänge des von entfernten Objekten emittierten Lichtes dehnt, also vergrößert, wenn es den expandierenden Raum durchläuft. Da das Licht länger werdender Wellen in den Bereich des roten Lichtes verschoben wird, sprechen wir von einer kosmologischen Rotverschiebung. Aus dieser Rotverschiebung des von fernen Objekten emittierten Lichtes können wir auf die Entfernung zum Emissionszeitpunkt schließen. Wir können daraus schließen, zu welchem Zeitpunkt in der Geschichte des Universums die Emission geschehen ist. Und wir können errechnen, in welcher Entfernung die Objekte sich heute von uns befinden und welcher Laufzeit des Lichtes es bedurfte. Insofern ist die Rotverschiebung von beobachtbaren Objekten ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis des Universums. |
Das aktuelle kosmologische Standardmodell |
Das heutige kosmologische Standardmodell, also unser heutiges Weltmodell,
besteht aus folgenden Grundelementen: Aus kleinsten Dichtedifferenzen in der Materie ergibt sich eine erste
Struktur des jungen Universums. Daraus entstehen im Zug der Expansion
später die Galaxien. Bis bereits zu einer Sekunde nach dem Urknall
bilden sich die ersten Bausteine der Materie, die Quarks und Gluonen,
aus denen die Protonen und Neutronen entstehen, aus denen sich Atomkerne
der ersten Elemente, insbesondere Wasserstoff und Helium bilden |
|
|||||
Entwicklung und Expansion des Universums (Wikipedia) |
Die kosmische Hintergrundstrahlung |
Das junge Universum dehnt sich immer weiter aus und kühlt sich allmählich
ab. Bei einer Temperatur von 3.000 Kelvin, die das Universum rund 380.000
Jahre nach dem Urknall erreicht, binden sich die Elektronen an die Atomkerne,
und die Strahlung kann ungehindert von Kollisionen mit den Elektronen
frei austreten. Wir erkennen diese Strahlung heute als kosmische Hintergrundstrahlung,
die wir mit Satelliten und Sonden beobachten können. Sie gibt uns
wichtige Aufschlüsse über die Zusammensetzung des Universums
und seine Entwicklungsgeschichte. Die kosmische Hintergrundstrahlung erreicht
uns heute mit einer Temperatur von 2,72 Kelvin. |
![]() |
||||
Dichteunterschiede: Kosmische Hintergrundstrahlung. Bilder von COBE und WMAP (NASA) |
Diese kosmische
Mikrowellenstrahlung oder Hintergrundstrahlung ist durch die Satelliten
beziehungsweise Sonden COBE (1989), WMAP (2001) und Planck (2009) erfasst
und anschließend intensiv untersucht worden (Abb. 11 und 12). Insbesondere
werden in der Folgezeit die sogenannten Anisotropien, das heißt Unregelmäßigkeiten
in der Hintergrundstrahlung, analysiert. |
![]() |
Hubble Ultra Deep Field (NASA): Abb. 10: Großräumige Struktur des Universums (NASA) |
Wir kommen zurück
zu dem Zeitpunkt, zu dem das Universum die Strahlung frei emittieren lässt,
es also gewissermaßen erstmals durchsichtig wird. Hier beginnt ein
spannendes Kapitel, denn wir können heute das Universum so erkennen,
wie es in der frühen Phase ausgesehen hat, als es durchsichtig wurde.
Diese sogenannte kosmische Hintergrundstrahlung liegt nicht in einem Spektrum,
das seinen Peak bei einer Wellenlänge erreicht, die einer Temperatur
von damals 3.000 Kelvin entspricht, sondern durch die zwischenzeitliche
Abkühlung nur noch bei einer Temperatur von rund 2,72 Kelvin, und damit
befinden wir uns im Bereich der Mikrowellen. |
![]() |
Eine Auswertung dieser Hintergrundstrahlung ergibt ein Bild der Dichteabweichungen
im Universum, die einen Peak, also einen Häufigkeits-Spitzenwert
bei einer Ausdehnung der Dichteabweichungen von rund einem Winkelgrad
erreichen. Diese Analyse der Dichteabweichungen ist eine Art kosmischer
Fingerabdruck, der es uns erlaubt, die wichtigsten kosmischen Parameter
zu bestimmen. Diese Parameter sind durch andere Messmethoden gut abgesichert.
Zu diesem Punkt kommen wir nun. |
Woraus besteht das Universum? |
Es besteht es aus Materie, genau genommen aus zwei Arten von Materie. Zum einen aus sogenannter baryonischer Materie, die uns noch halbwegs vertraut ist, weil sie aus Protonen, Neutronen und Elektronen besteht, also aus Teilchen, wie wir sie in Sternen, Planeten, Staub- und Gaswolken finden. Darüber hinaus gehen wir von der Existenz Dunkler Materie aus, die
sich auch durch Messungen an Galaxien nachweisen lässt. Die Dunkle
Materie hat nach heutiger Erkenntnis erheblich zur frühen gravitativen
Verdichtung von Materie und damit zur Herausbildung erster Strukturen
im Universum beigetragen. Ein Grund dafür ist, dass Strahlung, welche
die herkömmliche Materie an einer gravitativen Verdichtung hindert,
nicht mit der Dunklen Materie wechselwirkt und damit eine Verdichtung
zulässt, die ohne Dunkle Materie wohl nicht möglich gewesen
wäre. |
![]() |
||||
Zusammensetzung
des Universums: 73% Dunkle Energie, 23% Dunkle Materie (NASA) |
Der Charakter der Dunklen Materie ist weitgehend unbekannt. Wir wissen
, dass sie mit Strahlung nicht wechselwirkt, aber gravitative Eigenschaften
hat. Nehmen wir baryonische und Dunkle Materie zusammen, werden damit
nur rund 27 Prozent des gesamten Materie- und Energiegehaltes des Universums
erklärt (Abb. 13). |
Dunkle Energie |
Der Dunklen Energie nähern wir uns, wenn wir uns noch einmal an das statische Einsteinsche Universum erinnern. Einstein hatte in seinem Weltmodell, das er im Anschluss an seine Allgemeine Relativitätstheorie vorgelegt hatte, die Kosmologische Konstante Lambda eingeführt. Sie sollte quasi als Gegenkraft zur Gravitation verhindern, dass das statische Universum kollabiert. Lambda hatte also den Charakter einer antigravitativen Kraft. Und genau solche antigravitative Kraft meinen wir heute, wenn wir von der Dunklen Energie sprechen. Unsicher bleibt dabei, ob es sich um eine Kosmologische Konstante handelt, deren antigravitative Kraft im Zuge der Expansion des Universums nicht erlahmt, also wie der Name schon sagt- konstant bleibt. Oder ob wir es hier mit einer im Zeitablauf veränderlichen Größe zu tun haben, die die Astronomen als Quintessenz, als fünfte Kraft neben den bekannten vier physikalischen Grundkräften, bezeichnen. |
Beschleunigte Expansion |
Die Dunkle Energie liefert uns die Erklärung für ein rätselhaftes Phänomen, das in den späten neunziger Jahren von zwei unabhängigen amerikanischen Forschergruppen entdeckt wird und die im Jahr 2011 dafür mit dem Nobelpreis für Physik geehrt worden sind, nämlich die Herren Riess, Perlmutter und Schmidt. Den drei amerikanischen Nobelpreisträgern gelingt es Ende der neunziger Jahre nachzuweisen, dass sich unser Universum ab einer bestimmten Phase seiner Existenz in einer beschleunigten Expansion befindet. Um es ganz konkret zu fassen: Wir gehen davon aus, dass diese beschleunigte Expansion vor etwa 5,5 bis 6,5 Milliarden Jahren begonnen hat und vermutlich bis heute anhält. Das Universum war beim Umschalten von Bremse auf Gas wie es Harald Lesch/Jörn Müller formulieren- etwa 7,5 Milliarden Jahre alt. Die Frage drängt sich auf: Was mag dieses Umschalten von Bremse auf Gas ausgelöst haben? Hier hilft uns eine plausible Überlegung. Das Universum ist mit einem gewissen Anfangsvorrat an Materie baryonischer und Dunkler Materie ausgestattet. Im Zuge der Vergrößerung des Universums nimmt die Dichte der Materie, die entscheidend für die Gravitation ist, ab. Das heißt: wenn wir heute ein Dichteverhältnis von Materie zur Dunklen Energie von 27 zu 73 Prozent haben, dann war es in früheren Phasen des Universums so, dass der Dichteanteil der Materie im Verhältnis zur Dunklen Energie deutlich dominant war. Und man kann berechnen, bei welchem Dichteanteil der Materie die Beschleunigungskräfte die Oberhand gewinnen. Dies führt dann zum obengenannten Zeitpunkt. Das macht uns übrigens beiläufig auch deutlich, dass uns die kosmologischen Parameter in die Lage versetzen, das Alter des Universums zu errechnen. Es liegt bei 13,7 Milliarden Jahren. Dieser Wert ist durch unterschiedliche Messungen, z.B. an auch den sehr alten Kugelsternhaufen im Halo unserer Galaxis gut abgesichert. |
Zukunft des Universums |
Bleibt die bange
Frage: Was bedeutet die beschleunigte Expansion für die Zukunft des
Universums? So wie die kosmologischen Parameter heute gemessen werden, wird
sich die Expansion des Universums weiter fortsetzen. Der Dichteanteil der
Materie wird sich weiter vermindern, die Verdichtung von Gas- und Staubwolken
als Voraussetzung zur Sternenbildung immer seltener werden. Neben ausbleibender
Bildung neuer Sterne wird das Erlöschen bestehender Sterne treten.
Am längsten werden die massearmen Sterne existieren, weil sie nur langsam
ihren Wasserstoff zu Helium fusionieren, ihr Brennstoff also
lange reichen wird. Man schätzt, dass die letzten Sterne in etwa einer
Billion Jahre erloschen sein werden, die Sonne bereits in circa 5 Milliarden
Jahren. Dann wird das Universum vermutlich in ewiger Dunkelheit verbleiben. Es bleibt ein Wermutstropfen. Das heutige kosmologische Standardmodell basiert zu 95 Prozent auf Größen, deren Eigenschaften noch nicht richtig verstanden beziehungsweise befriedigend erforscht sind: Dunkle Materie und Dunkle Energie. Hier bleibt für die physikalische und astronomische Forschung noch eine Menge zu tun. Offen ist nach wie die Frage nach der Gestalt, der Topologie, des Universums, insbesondere, ob es endlich oder unendlich ist. |
Multiversen |
Bevor diese Fragen
auch nur annähernd beantwortet sind, entwickelt sich inzwischen einer
neuer Zweig der Kosmologie. Er setzt sich deutlich von dem bisherigen Standard-Weltmodell
ab, denn er nimmt von der Vorstellung Abschied, es gebe nur ein einziges
allumfassendes Universum. Die Multiversen-Theorie folgt keinem einheitlichen Ansatz, wie man der inzwischen deutlich gewachsenen Anzahl auch populärwissenschaftlicher Schriften entnehmen kann. Eine der Hypothesen aber lautet, dass sich die inflationäre Ausdehnung des Universums unendlich oft wiederholt, indem aus bestehenden Blasen immer neue Tochteruniversen entstehen. Darunter gibt es auch solche, deren Naturkonstanten und naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten unserem Universum, in dem wir leben, entsprechen. Aber es werde- so die Vermutung- auch solche mit völlig abweichenden Parametern und Gesetzmäßigkeiten geben. Ein fehlender Beleg für diese Behauptung, so heißt bei den Autoren selbstbewusst, sei kein Beleg für das Fehlen von Paralleluniversen. Zumindest hält sich dieser Ansatz zugute, dass er das Mysterium erklären könne, weshalb die kosmischen Parameter in unserem Universum zufällig so beschaffen seien, dass Sterne, Galaxien, Planeten und am Ende Leben entstehen konnte. In einer unendlichen Auswahl von Universen sei dies alles andere als erstaunlich, sondern ein zu erwartendes Ergebnis. |
Literaturhinweise zur Kosmologie: |
Umfassende Einführung: Buchtipps-leicht: Buchtipps mittelschwer: |
Buchtipps anspruchsvoll: Buchtipps Multiversen: |
Zurück zur Tutorial-Übersicht |